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Kriegsschrecken im Schulaufsatz

Über die Autorinnen der hier abgedruckten Erinnerungsberichte zu den Juni/Juli-Angriffen des Jahres 1943 ist nicht viel bekannt. Man weiß nur, dass es sich um eine Klasse Kölner Berufsschülerinnen der Geburtsjahrgänge 1926 bis 1929 handelte, denen im Herbst 1943 die Aufgabe gestellt wurde, ihre Erlebnisse während und nach den Angriffen in Aufsatzform zu Papier zu bringen.  

Die im Historischen Archiv der Stadt Köln im Bestand "Chroniken und Darstellungen" unter der Nummer 522 überlieferten Ergebnisse sind erschütternd und beredtes Zeugnis dafür, wie hilflos sich insbesondere Kinder und Jugendliche den Schrecken des Krieges ausgesetzt sahen. In den kurzen Aufsätzen ist der Tod allgegenwärtig, und es sind nicht selten Mütter, Geschwister oder Verwandte, die davon betroffen sind. Fast mit Händen greifbar werden in diesen Schriftstücken auch die völlige Hilflosigkeit und die daraus resultierende lähmende Angst, mit der die Menschen in Bunkern und Luftschutzräumen die Angriffe durchleiden mussten. Außerdem kann man an den Aufsätzen ermessen, in welcher Breite der Bombenkrieg spätestens seit Mitte 1943 die Kölner Bevölkerung traf. Hier schilderten nicht etwa besonders schwer vom Schicksal getroffene Menschen ihre traumatischen Erfahrungen, sondern die Schülerinnen einer einzigen und zufällig ausgewählten Klasse. Eine Schule weiter hätte die gleiche Aufgabenstellung vermutlich zu ähnlich bestürzenden Ergebnissen geführt, da der Bombenkrieg in seiner schlimmsten Ausprägung in Köln mittlerweile allgegenwärtig war.  

Gleichzeitig sind einige der Beiträge auch gute Beispiele für die der Angriffswelle folgenden kurzfristigen Fluchten und Evakuierungen. Insofern stellen sie insgesamt die Momentaufnahme einer kritischen Situation dar, der bis zum März 1945 aber noch viele weitere folgen sollten.