Kommentar Günther Roos 1989: "Angeregt durch meinen Bruder interessierte ich mich stark für die bildende Kunst und Kunstgeschichte. Aus Zeitschriften und Illustrier¬ten hatte ich mir Reproduktionen von Kunstwerken ausgeschnitten und gesammelt. Darunter befanden sich auch solche von Expressionisten. Mit Studienrat Hoppenau konnte man offen über den Wert oder Unwert solcher "entarteter" Kunst sprechen. Bei einem Hausaufsatz hatte ich als Wahlthema "Expressionismus, eine deutsche Kunst?" gewählt. Nach einem Streifzug über den Symbolismus in der germanischen Kunst ging ich besonders auf die Malerei der Gotik, der dem deutschen Wesen am meisten entsprechenden Kunstrichtung, ein. Am Beispiel des Isenheimer Altars bewies ich, wie Grünewald durch Verzicht auf die Realität z.B. den überlangen Arm des Johannes oder den verzerrten Körper von Jesus, etwas ausdrücken wollte, und kam schließlich zu dem verwegenen Schluss, dass Expressionismus eine typisch deutsche Kunst sei. Die Deutschleh¬rerin gab mir in einem persönlichen Gespräch den Aufsatz zurück mit der Bemerkung, der Aufsatz sei mindestens gut, sie wolle ihn aber nicht bewerten und ich solle einen neuen Aufsatz mit einem anderen, unverfänglicheren Thema schreiben." Jugend 1918-1945 | Zeitzeuge